Es kriselt
Für viele ist alles gleich geblieben.
Oder sogar mehr geworden. Stressiger. Unsicherer. Wilder.
Oder gar das "alt bekannte Leben" bedrohend.
Für viele hört die Angst gar nicht mehr auf.
Oder wird sogar von Tag zu Tag mehr. Lauter. Bedrohlicher. Undurchsichtiger.
Oder gar verschwöhrungssinnig.
Für viele gibt es Schlimmeres.
Für viele gibt es nichts Schlimmeres.
Viele wollen sich wehren. Was Aktives dagegen unternehmen.
Viele können die Ungewissheit akzeptieren.
Viele glauben mehr zu wissen als viele andere. Tun sich zusammen und leben ihr Leben einfach wieder.
Viele ziehen sich zurück weil sie glauben, dass viele andere nicht genug wissen und leben ihr Leben immer noch nicht wieder.
Und noch wissen wir nichts.
Und immer weiter bringt die eine Krise andere Krisen in unseren Fokus.
Ich arbeite gerade nicht. Vermisse mein Publikum. Die vielen lustigen, wilden und inspirierenden Fremden um mich herum.
Das ist traurig und ein ganzer Teil meiner Persönlichkeit scheint wie auf Eis gelegt.
Gleichzeitig entschleunige ich. Bin wieder mehr Mutter und Privata. Koche, gärtnere und lese noch mehr politische Artikel, als vorher.
Ich kommuniziere mehr mit den Engsten, als mit den Vielen, obwohl sie mir doch so fehlen. Und besinne mich auf mich selbst. Entferne mich bewusst und nähere mich zart und dosiert wieder an.
Und während dies alles mit mir und den vielen anderen geschieht, brennt die Welt um uns herum. Brennt hell und grell und ekelhaft.
Corona entblößt ohne Scham, was vorher schon ohne Maske herumlief.
Demokratisch gewählte Präsidenten, die doch eigentlich Diktatoren sind.
Rassismus all überall.
Kranke Systeme.
Kranke Tiere.
Kranke Menschen.
Krankes Klima.
Ich bin ja so gerne glücklich und noch viel lieber eine Glücksverteilerin.
Aber ich bin auch Realistin und vor allem bin ich eine, die gerne reflektiert.
Schon im März beschäftigte mich die Angst darum, was diese Viruspandemie mit den Weltgesellschaften machen würde. Was alles ans Tageslicht kommen würde an Ungerechtigkeiten, Aufständen,
Zuständen und politischen Egotripps. Ach und noch so Vielem mehr.
Wir sehen und lesen und hören es jetzt überall.
Wie sehr und fundamental wird China die Welt überrollen?
Wer stoppt Bolsonaro und die Zerstöhrung des Amazonas?
Wie verhindert man eine zweite, vierjährige, rassistische Trumpshow in den USA?
Nationalisten in Europa.
Massentierhaltung. Schlecht bezahlte Berufe.
Unendlich Vieles mehr.
So eine extreme Zeit und doch sind wir immer noch so unsäglich weit entfernt von echten Umbrüchen. Richtig krassen real werdenden Visionen. Von einem Neubeginn.
Vom Loslassen alter Kackstrukturen:
In Konzernen. Schlachthöfen. Krankenhäusern. Schulen...
Auf Schiffen. Feldern und Bauernhöfen...
Aber vor allem in den Köpfen!
Es kriselt